Imago Paartherapie Beziehungsfrage Juni 2016
Die Einsamkeit bringt mich um!
Obwohl wir ein Paar sind, fühle ich mich so alleine.
Meine Frage:
Wir sind seit ca. 10 Jahren zusammen und seit 8 Jahren verheiratet. Aber eigentlich nur noch auf dem Papier, denn spüren kann ich meinen Mann schon lange nicht mehr.
Manchmal denke ich mir, es ist egal, ob er da ist oder nicht. Für mich macht es keinen großen Unterschied. Obwohl, das stimmt nicht ganz. Es ist besser, wenn er weg ist. Denn dann spüre ich nicht diese Kälte und Distanz zwischen uns.
Sein Schweigen macht mein Herz kalt und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll. Ich bin dann natürlich auch nicht sehr freundlich zu ihm. Neulich, in einem etwas besseren Moment zwischen uns, hat er zu mir gesagt, dass er mich nicht verlieren will.
Ich weiß nicht, was er damit meint. Warum ist er dann immer so distanziert und unfreundlich zu mir?
Wir meinen dazu:
„…und am schlimmsten ist die Einsamkeit zu zweit!“, schreibt Erich Kästner in seinem Gedicht „Kleines Solo“[ninja_forms_modal_form id=96 text_link=”,dass Sie hier nachlesen können.”]
Wenn wir alleine leben, fühlen wir uns vielleicht manchmal einsam, aber wir spüren niemals den Schmerz und die Verzweiflung so stark, als wenn der geliebte Mensch neben uns unerreichbar wird.
Und unerreichbar scheint Ihr beide mittlerweile füreinander zu sein. Außer in manchen, wie Du schreibst „besseren Momenten“! Wir vermuten, dass Ihr gemeinsam als Paar in solchen Augenblicken zwei Dinge spürt: einen Hauch der Liebe, die Euch damals zusammengebracht hat und gleichzeitig die Angst, Euch und diese Liebe endgültig zu verlieren.
Da scheint es sicherer, so wenig Kontakt wie möglich zu haben. Ihr spürt zwar keine Liebe mehr, aber die Angst vor dem Verlust ist dann auch nicht mehr so deutlich wahrzunehmen.
Die Distanz soll also davor schützen, die Liebe zu verlieren. Paradox, denn das, was wir nicht verlieren wollen, versuchen wir mit dem zu bewahren, was genau entgegen wirkt.
Mit der Zeit wird die Leere immer unerträglicher und führt irgendwann zu einem Ausbruchsversuch. Entweder zu sprachlos frustriertem Auseinandergehen oder in die explosive Eskalation.
Und spätestens dann wäre es Zeit, sich zu bekennen: zu den eigenen Bedürfnissen und der gemeinsamen Beziehung! Denn das ist der eigentliche Grund dieser schweigenden Leere und Distanz! Die scheinbare Unmöglichkeit, die eigenen Bedürfnisse in der gemeinsamen Beziehung erfüllt zu bekommen.
Vielleicht denkt Dein Mann: „Wenn ich Dir sage, was ich brauche oder möchte oder auch nicht möchte, dann habe ich Angst, dass Du mich nicht verstehst, mich zurückweist, mich vielleicht sogar verlässt“. Und so sprechen wir nicht mehr miteinander, um uns und den anderen nicht zu verletzen und zu verlieren.
Doch mit der Zeit verlieren wir auch den Bezug zu uns selbst und unseren Bedürfnissen, denn wenn wir uns nicht mehr wahrnehmen, dann gibt es auch keinerlei Notwendigkeit mehr, etwas auszudrücken und in Beziehung zu gehen.
Harville Hendrix, der Entwickler der Imago Paartherapie, meint: Die gefährlichste Sache, die zwei Menschen miteinander tun können ist, miteinander zu sprechen! Denn wenn wir intensiver und persönlich miteinander sprechen, dann ist die Gefahr groß, uns nicht zu verstehen und uns in Folge davon zurückgewiesen, verletzt, nicht wertgeschätzt zu fühlen.
Mit dem Imagodialog, einer strukturierten Form des Gesprächs und der Begegnung, haben wir in der Imago Paartherapie ein sehr gut funktionierendes Werkzeug, um einen sicheren Austausch zu ermöglichen.
Vielleicht fasst Dein Mann ja Mut, Dir zu erzählen was ihn bewegt, wenn er sicher sein kann, dass Du wirklich zuhörst? Denn wir vermuten, er fühlt sich genauso einsam mit Dir, wie Du mit ihm.
Und das muss und soll nicht so bleiben, denn wer Einsamkeit gemeinsam trägt, in dem lebt noch die tiefe Sehnsucht nach Berührung!
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