Imago Paartherapie Beziehungsfrage Mai 2016
Es ist nie genug!
Was immer ich auch tue, meine Frau ist nie zufrieden!
Meine Frage:
Meine Frau ist wie ein Fass ohne Boden. Ganz egal, wie viel ich oben hineinfülle, es ist immer zu wenig. Sie hat das Gefühl, von mir zu wenig Zuwendung zu bekommen, zu wenig gesehen und wahrgenommen zu werden, zu wenig Berührung zu bekommen, zu wenig Kommunikation und miteinander reden, zu wenig, zu wenig, zu wenig.
Die Folge bei ihr ist Wut und Zorn, die sich dann oft explosionsartig äußern. Sie ist sehr extrovertiert.
Ich gebe gerne. Ich gebe auch gerne viel, aus einem Gefühl der Fülle und der Reichhaltigkeit heraus. Doch ich verliere mich selbst dabei! Es muss auch mal genug sein! Ich fühle mich an den Rand gedrängt, mir fehlt die Luft zum Atmen und ich ziehe mich zurück.
Wir meinen dazu:
Das klingt sehr anstrengend. Und wir stellen uns vor, dass es ziemlich ernüchternd sein muss, so viel zu geben und wenig bis nichts zu erreichen. Vielleicht entsteht auch ein Gefühl von Hilflosigkeit, der Gedanke: Was kann ich denn noch tun, wann wäre es denn endlich genug?
Und wenn dann die Luft zum Atmen ausgeht, die Energie langsam nachlässt und immer weniger wird, dann schwindet oft auch die Liebe. Statt Zuneigung und Gemeinsamkeit wächst der Ärger, die Distanz wird größer und die Hoffnung immer weniger.
Warum das mit dem Geben so nicht funktioniert, kann verschiedene Ursachen haben. Eine Möglichkeit ist, dass Sie einfach nicht das geben, was Ihre Frau braucht. Oder vielleicht besser gesagt: wie sie es braucht. Sie schreiben in Ihrer Frage: „Ganz egal, wie viel ich oben hineinfülle, es ist immer zu wenig“. Das lässt uns vermuten, dass Ihre Frau nicht oder nicht genug spüren kann, dass sie etwas von Ihnen bekommt.
Dann wäre die Frage: Was ist genau das Bedürfnis Ihrer Frau, was braucht sie von Ihnen, wie braucht sie es und kann Ihre Frau das eigene Bedürfnis genau formulieren, vor allem konstruktiv und ohne Verneinung?
Jeder Mensch hat eine andere „Sprache der Liebe“, fühlt sich durch bestimmte Ausdrucksweisen oder Formen des Partners/der Partnerin geliebt. Was für den einen das Gespräch, ist für den anderen die zärtliche Berührung. Was genau ist es, wodurch sich Ihre Frau angenommen und geliebt fühlt?
Bei unseren Imago Paartherapie Workshops schreiben beide Partner eine Liste: „Ich fühle mich geliebt und geschätzt, wenn du…“. Jeder gibt dann nach dem Workshop dem anderen Verhaltensweisen oder Dinge aus dieser Liste, wodurch sich der Partner/die Partnerin geliebt fühlt. Unabhängig davon, was der/die Gebende dabei empfindet. Denn manchmal geben wir das, was wir selbst wollen und wundern uns, warum es für den anderen nicht die Bedeutung hat, die wir erwarten und die es für uns selbst hätte.
Unser Vorschlag ist also: Fragen Sie Ihre Frau, was sie genau braucht und vor allem, wie sie spürt und woran sie merkt, dass sie bekommt, was sie braucht.
Teilen Sie Ihrer Frau ebenfalls mit, was denn Ihre eigenen Bedürfnisse in der Beziehung sind. Dabei soll es nicht zu einem Aufrechnen kommen, sondern vielmehr zu einer Klarheit.
Partnerschaft bedeutet, dass beide aufeinander eingehen und dem jeweils anderen geben, was sie/er braucht. Aus Imago Sicht ist das oft konträr und mit Wachstum verbunden. Wachstum heißt, es fällt nicht immer leicht dein Bedürfnis zu erfüllen. Doch wenn ich es tue, überwinde ich dabei eigene kindliche Glaubenssätze und Einschränkungen.
Vielleicht wünschen Sie sich z.B. mehr Freiheit und Eigenständigkeit, und wenn das so wäre, was könnte dann Ihre Frau tun, damit Sie sich geliebt und angenommen fühlen?
Eine Beziehung entwickelt sich dann glücklich und konstruktiv, wenn beide ihre jeweiligen Bedürfnisse erfüllt bekommen. Dafür braucht es manchmal Klarheit und ein offenes Wort!
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