Imago Paartherapie Beziehungsfrage Oktober 2015
Ich bin doch kein Papagei!
Warum soll ich nur wiederholen und darf nichts dazu sagen?
Meine Frage:
Bei einem Imagodialog geht es ja darum, den anderen zu verstehen. Dafür soll ich nach Vorgabe von Imago in so einem Gespräch immer wiederholen, was meine Frau sagt.
Das alleine ist schon schwer genug. Wenn ich nicht verstehe, was sie will, dann möchte ich auch etwas dazu sagen oder fragen!
Das darf ich aber laut den Imago-Regeln nicht, und manchmal fühle ich mich dann wie ein Papagei, der nachplappert und gar nicht weiß, worum es geht.
Was ich gern wissen würde: Warum soll ich nur wiederholen und darf nichts dazu sagen?
Wir meinen dazu:
Selbstverständlich darfst du in einem Imago-Dialog sagen, wie sich die Dinge aus deiner Sicht darstellen. Allerdings nur dann, wenn du sprichst und deine Frau dir zuhört
Dabei sollte sie nicht nur zuhören, sondern ebenfalls wiederholen, was sie gehört hat. Üblicherweise ist diese Art miteinander zu sprechen für beide ziemlich ungewohnt. Lieber würden viele Paare wieder „normal“ miteinander reden.
Doch das macht wenig Sinn, weil Gleiches immer wieder nur Gleiches erzeugt. Wenn wir so wie immer miteinander reden, dann wird das Ergebnis auch dasselbe sein wie immer. Wollen wir aber ein anderes Ergebnis, müssen wir auch etwas anderes tun. Und der Anfang dieses anderen “tun“ ist ein neues Verhalten im gemeinsamen Gespräch.
Der Imago Dialog zeigt einen Weg in diese neue Gesprächskultur. Es scheint ganz einfach zu sein: eine/r spricht, der/die andere hört zu — und wiederholt, oder auch spiegelt, möglichst wortgetreu, das Gesagte. Oder das Gehörte, was idealerweise das gleiche ist.
Ein Ziel eines solchen Imago Dialogs ist es, beiden Beteiligten Sicherheit zu geben. Auf der einen Seite die Sicherheit, ausreden zu können und gehört zu werden. Auf der anderen Seite Dinge zu erfahren, die man sonst wahrscheinlich nicht hören könnte.
Wenn nun derjenige, der zuhört und spiegelt, aus dieser Struktur aussteigt, kommt das Gespräch wieder in das Fahrwasser des gewohnten Verhaltens und die Unsicherheit steigt. Vielleicht nur eine kurze Frage, oder ein kleiner Kommentar, und schon wandelt sich das anfangs Erfolg versprechende Gespräch langsam und stetig in eine Auseinandersetzung an deren Ende wieder, meist wie üblich, beiderseitiges Unverständnis steht.
Doch was sollst du nun machen, wenn du während des Spiegelns etwas nicht verstehst? Das Beste ist: Weiter aufmerksam dranbleiben! Denn manchmal erkennt derjenige, der spricht, erst durch die Spiegelung, was er wirklich oder anders ausdrücken möchte.
Während des Sprechens weiß deine Frau vielleicht selbst noch nicht so genau, was oder wie sie dir etwas sagen möchte. Dein offenes, wertschätzendes und zugewandtes Wiederholen hilft ihr dann, in sich selbst durch deine Spiegelung genau das zu finden, was sie dir eigentlich mitteilen möchte.
In dem Moment, in dem du beim Zuhören deine Zweifel bzw. dein Unverständnis verbal oder mimisch mitteilst, beeinträchtigst du dadurch den inneren Klärungsprozess deines Gegenübers.
Das führt in der Regel zu noch mehr Unsicherheit und Unklarheit im Ausdruck deiner Frau und infolge davon verstehst du immer weniger. Ein Teufelskreis, aus dem alleine schwer zu entkommen ist!
Wenn die Themen zu schwierig, die Verletzung zu groß, die Angst zu bedrohlich ist, dann braucht es bei einem Imagodialog Unterstützung. In einer Imago Paartherapie können wir dabei helfen, das Gespräch so zu gestalten, dass trotzdem noch Verständnis und Begegnungen möglich sind.
Und vielleicht zum Schluss noch: Wenn du dich beim Wiederholen manchmal wie ein Papagei fühlst, hat das vermutlich etwas mit den Erfahrungen zu tun, die du früher in deinem Leben mit “Zuhören“ gemacht hast. Das könnte schon ein Thema für einen nächsten Imagodialog sein.
Vielleicht erzählst du deiner Frau, woher diese Erfahrungen kommen und was du brauchst, damit sich das verändert?
Sie hört dir bestimmt gerne zu!
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