Imago-Paartherapie Beziehungsfrage Juni 2015
Mein Mann will keine Imago Dialoge mit mir machen!
Meine Frage:
Wir haben Imago bei eurem Paar-Workshop kennengelernt. Besonders hat uns dabei der Imago-Dialog gefallen. Nach langer Zeit konnten wir zum ersten Mal wieder miteinander reden, ohne gleich zu streiten. Auch mein Mann war davon ganz begeistert.
Doch jetzt, zu Hause, will er keine Dialoge mit mir machen. Soweit ich das verstanden habe, sollten wir doch üben, oder? Aber wenn er nicht will?
Wir meinen dazu:
Danke für diese Frage, die Antwort darauf interessiert wahrscheinlich viele Menschen, die den Workshop besucht haben.
Zuerst zur Deiner Frage des Übens: Ja, es ist richtig, wir gehen davon aus, dass gemeinsames Üben des Imago Dialogs eine wichtige Voraussetzung für Veränderung in der Beziehung ist. Und wenn einer nicht üben kann oder will, wie soll sich dann etwas ändern!
Warum war also Dein Mann im Workshop begeistert und zu Hause ist er es nicht? Wahrscheinlich, weil er mit dem Imago Dialog beim Seminar eine andere Erfahrung gemacht hat, als alleine mit Dir zu Hause. Oder, wenn zu Hause noch kein Dialog möglich war, er daheim eine andere, nicht so gute Erfahrung befürchtet.
Damit wir uns im Imago-Dialog wirklich begegnen können, braucht es ein Gefühl von Sicherheit. Erst wenn wir uns sicher fühlen, können wir uns wirklich öffnen und auf den anderen einlassen. Es scheint so, als würde sich Dein Mann zu Hause nicht sicher genug fühlen, um mit Dir einen Imago-Dialog machen zu wollen.
Wenn wir uns nicht sicher fühlen, dann verhalten wir uns so, wie es dem eigenen, üblichen Schutzmuster entspricht. Und „Rückzug“ ist dabei für viele Menschen eine bewährte Strategie.
Das Ganze wird dadurch natürlich nicht unbedingt besser!
Denn sein Rückzug löst bei Dir vermutlich ein Gefühl von „allein sein“ oder „nicht ernst genommen werden“ aus. Und wenn es irgendwann dann doch zu einem Dialog kommen sollte, wirst Du „etwas intensiver“ darüber erzählen, wie es Dir damit geht.
Er fühlt sich dann vielleicht ärgerlich, überfordert und letztendlich bestätigt, solche Gespräche mit Dir zu vermeiden.
Im Workshop ist das anders, denn dort gibt es jederzeit Unterstützung und Begleitung, auf die ihr zurückgreifen konntet. Und das vermittelt die Sicherheit, sich auf einen Imago-Dialog wirklich einzulassen. Deswegen war Dein Mann dort so begeistert! Nicht von dem Workshop, sondern von der wirklichen Begegnung zwischen euch, ohne Angst vor Verletzungen oder Zurückweisung.
Doch was kannst Du nun tun, damit auch zu Hause eine Begegnung möglich ist? Hier ein paar Vorschläge dazu:
- Versuche als Erstes, dich in Deinen Mann hinein zu fühlen/denken. Sein Verhalten macht aus seiner Sicht Sinn. Was geht in ihm vor, dass er sich so verhält? Und was trägst Du dazu bei, dass es so ist?
- Führe Dialoge nicht anlassbezogen sondern nach einem festen Zeitplan. Der Anlass für einen Dialog ist meist eine unangenehme Situation, die derjenige, der um den Dialog bittet, besprechen möchte. Der andere weiß dann schon: „Oh je, irgendetwas passt wieder nicht“ und beginnt das Gespräch entsprechend unwillig. Und so wird der Imago-Dialog mit der Zeit zu etwas Unangenehmen, das man lieber vermeidet.
- Es ist besser, den Dialog nach festem Zeitplan zu führen, auch ohne Anlass! Also zum Beispiel jeden Donnerstag von 18.00 bis 19:00 Uhr. Ein Thema findet sich immer! Vielleicht auch über die Dinge, die ihr in der letzten Woche aneinander wertgeschätzt habt.
- Begrenze in diesem Dialog die Zeit des Sprechens auf maximal 15 Minuten. Das hilft demjenigen, der zuhört, die Konzentration zu halten und sich besser auf den anderen einzulassen.
- Stelle Deinem Mann zu Beginn eines Gesprächs frei, ob er zuerst zuhören oder zuerst erzählen möchte.
- Und vor allem, das Wichtigste: Beginne jeden Dialog immer mit dem, was Du an deinem Mann liebst und schätzt. (Und umgekehrt natürlich auch). Selbst wenn Du ärgerlich oder wütend bist, richtet beide als Allererstes den Blick auf das, was Euch verbindet und was ihr aneinander liebt und schätzt.
Denn wenn die Sicherheit steigt, dann lassen sich auch heikle und unangenehme Themen konstruktiv besprechen. Und der Imago-Dialog ist ein großartiges Werkzeug dafür!
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